Ein Junge namens Nina.

vorgestellt von Laura

Bibliographische Angaben

Die Fakten zum Film:

Inhaltsangabe

Nina schaut in den Spiegel und ist unzufrieden. Ihre Mutter soll ihr eine möglichst auffällige Frisur für die Schuldisco machen. Aber das, was da auf ihrem Kopf entsteht, ist ihr noch viel zu brav. Wie pubertierende Mädchen mit 13 Jahren halt so sind. Nur ist Nina kein Mädchen und auch in die Pubertät wird sie erst mal nicht kommen. Nina ist ein transsexuelles Kind: geboren als Junge lebt sie seit fast drei Jahren mit dem Namen und dem Aussehen eines Mädchens im holländischen Arnheim.

Wenn Ninas Mutter alte Fotos ansieht, dann erzählt sie von den Zeiten als Nina noch Guido hieß und die Eltern langsam begriffen, dass mit ihrem Jungen irgend etwas nicht stimmte: Guido spielte mit Puppen, zog sich Röckchen an, schminkte sich und wollte nur mit den Mädchen spielen. Im Sommer bestand er darauf, am Strand mit Bikini herum zu laufen. Die Kinderärztin erzählte den ratlosen Eltern dann erstmals etwas von Transsexualität, die auch schon bei Kindern auftreten könne und dass es in Amsterdam dafür eine Expertin gebe.

Die Expertin heißt Peggy Cohen und ist schon nach den ersten Treffen mit Guido davon überzeugt, dass das Kind unter einer sexuellen Identitätsstörung leidet, sich also als Mädchen fühlt, obwohl es mit einem Jungenkörper geboren wurde. Nach einigen psychologischen Tests diagnostiziert die Ärztin Transsexualität und verschreibt Guido Hormonspritzen, die die Pubertät hinaus zögern. Das Kind soll nicht miterleben müssen, wie der Körper immer mehr der verhassten männlichen Merkmale ausbildet. Seitdem nennt sich Guido Nina, trägt lange Haare und kleidet sich wie ein Mädchen. Die Mitschüler und Freundinnen haben eine Zeit lang gebraucht, bis sie sich an den neuen Namen gewöhnt hatten. Auch Ninas Geschwister haben akzeptiert, dass ihr Bruder jetzt ein Mädchen ist. Nina ist überall beliebt und wer sie heute kennen lernt, käme nie auf die Idee, dass dieses hübsche Mädchen eigentlich ein Junge ist.

Ganz anders ist die Situation bei Lyle aus Füssen. Jeden Morgen verschnürt er seine Brüste unter einem engen Mieder, zieht die Baseballkappe dicht in die Stirn und hofft, dass er nicht wieder angepöbelt wird, wenn er sich vor die Tür traut. Er ist achtzehn Jahre alt, bis zu seinem sechzehnten Geburtstag hieß er noch Barbara, bis zur Kommunion hatte Barbara noch lange blonde Haare. Die abgeschnittenen Zöpfe hat Lyles Mutter damals in Zeitungspapier gewickelt und in einer Schublade versteckt. Von Zeit zu Zeit holt sie sie heraus und wird sentimental. »Dann denke ich an mein Mädchen,« sagt sie. Auch Lyles Vater tut sich manchmal noch schwer damit, dass er keine Tochter mehr hat.

Lyle hat es nicht leicht, als junger Mann akzeptiert zu werden. Regelmäßig muss er eine Psychologin in München besuchen, die darüber entscheidet, ob und wann er Tabletten mit männlichen Hormonen bekommt. Die Ärztin will noch warten. Anders als in Holland dauert es in Deutschland sehr viel länger, bis Transsexualität bei Kindern und Jugendlichen diagnostiziert wird. Dabei ist für Lyle die Lage klar: Schon immer habe er seinen weiblichen Körper gehasst sagt er. In der Schule fand er die Mädchen erst blöd, nach der Pubertät dann interessanter. Seit ein paar Monaten hat Lyle eine Freundin, aber nicht einmal sie darf Lyle nackt sehen. Er hasst seinen weiblichen Körper. Die Realschule hat er in diesem Jahr abgebrochen, weil der Druck durch lästernde Mitschüler und verständnislose Lehrer zu groß war. Aber ohne Abschluss und ohne amtlich bestätigte Geschlechtsumwandlung will niemand Lyle einstellen. Tag für Tag sitzt er am Computer, schreibt an andere Transsexuelle, sucht Unterstützung und Rat.

37 Grad erzählt die Geschichte von Lyle und Nina in der Zeit ihres Erwachsenwerdens. Einer ohnehin nicht einfachen Entwicklungsphase, die umso komplizierter wird, wenn man dabei dauernd in dem Gefühl lebt, den falschen Körper zu haben. Wie die beiden Protagonisten ihr Problem der Transsexualität zu bewältigen suchen, wie ihre Familien und Freunde damit umgehen, das erzählt der Film in eindringlicher Weise.

Weiterführende Informationen


Seite angelegt am 17.03.2005, zuletzt geändert am 23.11.2006.