The Grace & Lace Letter: Lee Frances Heller

von Rachel Miller, übersetzt von Laura

Ein Christ kann als Anhänger von Jesus Christus definiert werden. Jemand, der Gott und alle Kinder Gottes liebt. Jemand, dessen Herz wie ein Tongefäß für die bedingungslose Liebe Gottes ist. Jemand, der eine besondere, liebevolle Beziehung zu Gott hat, die ihn dazu führt, sich wie Jesus zu verhalten. Viele von uns behaupten, Christen zu sein, weil wir Angehörige einer Kirche sind. Aber unsere Taten spiegeln diese Definition von Christen oft nicht wider. Lee Frances Heller lebte ihr Leben als Christ. Ihre geistliche Arbeit für die TG-Gemeinschaft war eine Beweis ihres Glaubens und eine Verpflichtung zu den Prinzipien, die Jesus demonstrierte.


Leo F. Heller Jr. wurde am 5. April 1919 in Youngstown, Ohio in bescheidenen Verhältnissen geboren. Er führte ein ganz normales Leben und wurde schließlich ein Bewohner der Mission »Guter Hirte« in Patterson, New Jersey. Dort verpflichtete Leo sich Gott und änderte die Richtung seines Lebens. Jetzt konnte Leo als Lee Frances leben.

»Gott kann uns die Selbstannahme geben und uns helfen, den aussichtslosen Kampf gegen unser Crossdressing zu beenden. In meiner Unkenntnis bekämpfte ich es … bis ich das Alter von 67 Jahren erreicht hatte … Schließlich nahm ich mich selbst so an, wie Gott mich geschaffen hatte … ein wiedergeborener christlicher Crossdresser. Ich begann zu erkennen, dass ich so geschaffen wurde – nahm es in vollem Vertrauen an, und mir wurden mein Schild genommen und meine Kritiker abgewehrt, damit Gott sich ihrer annimmt. Und er verschonte mich vor vielen unharmonischen Situationen mit jenen, die sich weigern, mich zu verstehen. Jene sehr Geliebten sind nun sein Problem. Er hat uns unser Schutzschild des Vertrauens gegeben … zusammen mit der ganzen Rüstung Gottes. Wenn du niemals vor Christus auf die Knie gesunken bist und Ihm für Sein Opfer für unsere Sünden gedankt hast und Ihn in dein Leben gebeten hast, hast du keine Ahnung davon was fehlt. Mache es, mit allen Mitteln.«

So wunderbar es war, schließlich Halt im Herrn zu finden – es war nicht genug. Lee unternahm ihren persönlichen Kreuzzug, um diese Versöhnung mit anderen Crossdressern und transsexuellen Menschen durch unzählige Briefe und Artikel zu teilen. Sie startete ein ehrgeiziges Projekt, als sie 1990 den Grace and Lace Letter herausgab, um uns allen die Nachricht von der Liebe Gottes mitzuteilen.

»Unsere Absicht ist es, Euch als von Gott geschaffene CD/TG/TS zu ermutigen und zu unterstützen. Um zu sagen und zu zeigen, dass Gott uns liebt. Er hat uns nicht beiseite geschoben. Um dir zu sagen, dass du voll teilhaben kannst an der durch Jesus Christus‹ Opfer vollbrachten Rettung Gottes und an der Fülle der Freude, die uns durch seine Auferstehung mitgeteilt wurde. Wir wollen die enttäuschten und unruhigen Christen unter uns erheben, die sich unnötigerweise erlauben, sich weiter schuldig zu fühlen, weil unser Leben von wohlmeinenden, aber rückständigen Kirchen, Pfarrern oder Laien verdammt worden ist. Wir wollen sie durch die Kraft des Worts Gottes erheben. Um sich mit jenen zu freuen, die Freiheit in Christus gefunden haben. Freiheit von den unterdrückenden Fesseln der Bösen, die uns sagen, Gott würde uns nie lieben oder mögen, es sei denn, wir werden ›befreit‹ von unseren Geschlechtsproblemen. In unserer Gemeinschaft ist dies die große Lüge, und Gott hat uns die gesegnete Berufung gegeben, seine wahre Liebe zu uns zu übermitteln.

Von neunzig Prozent der sichtbaren Kirche ist uns gesagt worden … dass wir verkehrt sind und kein Recht haben, am Gottesdienst teilzunehmen, bis wir damit aufhören … Gott machte uns so, wie wir sind … und jetzt nötigt uns die Kirche, einen Teil seiner Schöpfung zu zerstören. Wenn wir uns anpassen, wird uns das Privileg gewährt, auf einer Kirchenbank zu sitzen und zu beten. Die Kirche in dieser Welt ist nicht die letzte Autorität in der Frage von Leuten mit Geschlechterproblemen. Wir stellen ein Problem für sie dar, nicht aber für Gott. Wie sie uns behandeln, ist ein Problem für Gott. Gott liebt uns und Jesus Christus starb auch für uns, und jene, die ihn als ihren Heiland angenommen haben, sind seine Kinder. Er liebt dich so, wie du jetzt bist!«

Sie litt an vielen gesundheitlichen Problemen, aber irgendwie meisterte sie es, weiterhin zum Vorteil von TGs allüberall zu arbeiten. 1997 wurde der Aufwand endgültig zu viel für sie und sie hörte auf, den Grace & Lace Letter herauszugeben. Noch immer konnte sie sich nicht für längere Zeit zur Ruhe setzen, weil sie fortfahren wollte, die Liebe Gottes mit ihren TG-Brüdern und -Schwestern zu teilen. So startete sie noch im gleichen Jahr eine kleinere Veröffentlichung, den Christian Love Letter (»Christlicher Liebesbrief«, Anm. d. Ü.). Die Kernbotschaften von der Liebe und Annahme Gottes blieben.

»Ich war gewohnt zu beten, ›Oh Gott, befreie mich von dieser fürchterlichen Crossdressing-Sache‹. Ich betete das aus all den den üblichen Gründen: Familie, Arbeit, Kirche usw. Es war das großartige Gebet eines großartigen Heuchlers. Mein ›Inneres Ich‹ dachte überhaupt nicht, dass es fürchterlich sei. Ich dachte, es sei großartig und wollte nicht wirklich befreit werden, aber ich schmierte Gott Honig um’s Maul. Ich dachte, er wäre erfreut zu hören, dass ich Erlösung wollte, und dass ich es für fürchterlich hielte. Dieses Gebet war eine Lüge ins Gesicht Gottes.

Alles in der Bibel gilt für Crossdresser, TGs und Transsexuelle. Wenn du Christus’ Opfer am Kreuz für deine Sünden annimmst, dann ›stehst‹ du so bei Gott wie Billy Graham (ein in Amerika sehr populärer Fernsehprediger, Anm. d. Ü.). du, ich, Billy Graham und Jerry Falwell mögen in vielen Dingen nicht übereinstimmen, aber wir lieben Gott und werden von Gott gleich geliebt.

Heute gibt es mir viel Trost zu wissen, dass Gott vom Anfang wusste, dass ich TG würde. Er hat mich so gemacht… Das zu verstehen zu versuchen, ist weitaus mehr, als unser menschlicher Verstand begreifen kann. Der Verlauf unserer Leben wurde von ihm entworfen. Gott hat jedem von uns eine einzigartige Schönheit der Seele gegeben. Wir sind sanfte, liebevolle Menschen. Wir sind wirklich sorgende Menschen. Unsere grundlegende Natur ist gutartig. Er schuf uns nach seinem Plan, und nur sein Plan in uns und für uns kann ihn zufrieden stellen. Jeder, auch die starken Bollwerke der Kirche, hat versucht, uns ›umzuarbeiten‹, konnte es jedoch nicht. Sie sind wütend auf uns. Nicht Gott. Wir müssen aufhören, uns selbst zu verurteilen. Akzeptiere die Tatsache, dass du so bist, wie Gott dich schuf. Zu viele versuchen, ohne ihn zu leben, weil sie die teuflische Lüge glauben, als CD/TG/TS für Gott nicht annehmbar zu sein.«

Sie veröffentlichte weiter, bis zu ihrem Tod am 19. Mai 2000. Ihr letzter Artikel – den Über-Religiösen ein Dorn im Auge – war die Osterausgabe und erinnerte uns wiederum an Gottes Botschaft an die TG.

»Leute mit zu viel Religion in sich – einschließlich der Prediger – sind Seelen, welche von Regeln, Bestimmungen und religiösen Erfahrungen verunreinigt sind, die sie als Norm für jeden deuten. Sie meinen zu wissen, wie jeder Christ leben sollte, und was jeder Geistliche tun und lassen sollte. Sie wollen regeln, wie die Leute denken sollen. Sei dir sicher, dass Gott dich liebt und dein Leben segnen und eine Freude hineinbringen will. Vergiss, was dir manche Christen getan oder Negatives zu dir gesagt haben. Dein geistliches Leben liegt nicht in der Hand dieser Leute. Gott schuf dich und kennt dich und bringt sein Leben in deine Seele. Möge die Fülle seiner Segnungen dein sein, da du von ihm hörst. In Liebe.«

In ihrem Gedenkgottesdienst beschrieb Reverend Susan Bock Lees unermüdliche Versuche, die Liebe Gottes zu teilen.

»Lee Frances lehrte uns … selbst zu sein: Das ganze Leben und das ganze Schicksal auszufüllen und die besonderen Geschenke zu verwenden, die Gott uns gegeben hat. Von innen heraus zu leben und unsere Stichworte vom Heiligen Geist Gottes zu empfangen. Sie brachte uns bei, unsere Hand in Liebe all jenen an die Ränder Gedrängten zu reichen, die auf irgendeine Weise leiden, und sie in Gottes Herz zu schließen. Lee Frances … verkündete, dass Mitleid die höchste Form menschlicher Beziehungen ist, und Gottes tiefster Wunsch für sie. Nicht Verurteilung. Nicht Angst. Sondern Mitleid.«

Lees lebenslange Deutung von Gottes Botschaft für uns ist in ihrem Weihnachtsbrief 1995 erläutert, der damit begann, Gebete aus »Both of Me« von Jan Goddard zu zitieren.

»Es seltsam, Herr, aber ich dachte nie, dass ich aufhören sollte, für das dankbar zu sein, was ich bin. Ich bin dankbar, Herr, weil ich erkenne, dass ich dir wegen dem, was ich bin, auf eine einzigartige Weise dienen kann, anstatt dir deswegen nicht dienen zu können!«

Lee übersetzte dieses wunderschöne Gebet in eine Botschaft persönlicher Ermutigung, damit jeder von uns die einzigartigen Geschenke verwendet, die Gott uns gegeben hat.

»Was für ein tröstlicher Gedanke und Fakt! Weil ich so bin, kann ich dem Herrn auf eine einzigartige Weise dienen. Nicht der Heilige Geist macht dich zum christlichen Leben untauglich, du selbst bist es. Nicht der heilige Geist hat dir die Kirchentür verschlossen, weil du so bist. Du hast dich selbst ausgeschlossen und dir die Kirchentür zugeschlagen. Es gibt keine Geschlechterpolizei, die an der Kirchentür stationiert ist, um dich abzuführen. Die Menschen mit ihrer Verdammung haben dir bloß einen Schrecken eingejagt. Wie viel schlechte Gedanken beschäftigen uns, die die vollkommene Selbstverdammung fördern. Mache dir ein Weihnachtsgeschenk, das Gott segnen und verwenden wird – nimm dich genau so an, wie Gott dich geschaffen hat und lass ihn dich dann so einzigartig verwenden, wie er dich geschaffen hat. Gott schuf dich dafür, in deiner Situation zu leben, um dir eine Gelegenheit zu geben, sein Zeuge genau an deinem Platz zu sein. Nimm Jesus Christus in dein Herz und dein Leben und merke, dass du wie die ganze Menschheit in Sünde geboren bist und einen Retter brauchst. Wir sind in diesem Sinn nicht anders als irgend jemand anderes. Wir haben dasselbe spirituelle Bedürfnis, das alle Menschen haben. Schenke dir als Weihnachtsgeschenk Christus in dir und die Hoffnung auf Herrlichkeit.«

Lee wurde nicht Chefin einer großen Firma. Sie hinterlässt kein Lebenslauf von weltlichen Leistungen, die die Leute neidisch machen würden. Sie trug keinen riesigen finanziellen Besitz zusammen. Alles was sie tat, war eine lange, breite Spur von Liebe und Ermutigung für die Bedürftigen zu hinterlassen. Sie verwendete ihre einzigartigen Gottesgeschenke, um seinem Volk als ein guter und treuer Diener zu dienen. Wenn irgendjemand von Gott mit »Gut gemacht!« bewertet wird, dann Lee. Welches höhere Ziel kann ein wahrer Christ erreichen, als seine einzigartigen Gottesgeschenke gut zu verwenden?


Alle Zitate stammen aus »By the Grace of God« (Durch die Gnade Gottes, Anm. d. Ü.); Lee Frances Heller und Freunde; herausgegeben von Julie Ann Johnson und werden mit der Erlaubnis von Frau Johnson verwendet. Julie liefert allen TGs auf Anfrage Gratiskopien des Buchs. Sende Julie eine E-Mail an julie@fwwv.net. Andere können das Buch von der International Foundation for Gender Education (IFGE) bestellen. Ich halte dieses Buch für Pflichtlektüre für christliche TGs und andere Christen, die TGs im Kontext der Lehren von Jesus Christus verstehen möchten.


Veröffentlicht auf GenderWunderLand mit freundlicher Genehmigung der Autorin. Besuche ihre Website: http://www.rachelmiller.info/. Das Urheberrecht für die Übersetzung liegt bei Laura. Der ursprüngliche Artikel in englischer Sprache stammt von http://members.aol.com/gnlnews/heller.html, wo Du viele weitere wunderbare Beiträge des Grace & Lace Letters lesen kannst.

Seite angelegt am 11.01.2004, zuletzt geändert am 23.11.2006.